Also ich nicht!
Ich habe mich oft gefragt, wie es wohl ist mit dem zweiten Kind schwanger zu sein.
Überall hört man von zweifachen Müttern, dass sie in ihrer zweiten Schwangerschaft deutlich entspannter waren als in der ersten.
Bei mir war das überhaupt nicht so!
Die Schwangerschaft mit meinem Großen war soooo easy.
Ich war 18 Jahre alt und dachte zu diesem Zeitpunkt eh, dass ich alles meistern kann.
Die Vorsorgeuntersuchungen waren immer schön und ich machte mir nie Gedanken um Fehlgeburt, Downsyndrom oder frühzeitige Wehen. Ich freute mich riesig auf mein Kind und genoss die Schwangerschaft in vollen Zügen. Ich war einfach jung und voller Energie und Zuversicht.
Genauso zuversichtlich ging ich an das Thema Entbindung heran und wurde das erste Mal eines besseren belehrt....
Ich bezeichne die Geburt meines ersten Sohnes noch heute als mein traumatischstes Erlebnis.
Es war mein persönlicher Horrortrip und ich habe es bis heute nicht verarbeitet.
Mein Sohn kam innerhalb von 4 Stunden per Einleitung zur Welt. Ich hatte eine Plazentaüberstimulierung was zur Folge hatte, dass bereits meine erste Wehe so stark war wie die letzte und das es dazwischen keine Pausen gab. Mein Muttermund öffnete sich innerhalb von 25 Minuten von 0 auf 10 cm! Es ging alles einfach zu schnell. Zum Schluss wurde mein Sohn von der Ärztin aus meinem Bauch herausgedrückt, indem sie sich quasi auf mich stützte. In diesem 4 Stunden wurde ich mehrmals fast ohnmächtig und zog mir meine Flexüle aus dem Arm. Außerdem bekam ich einen Dammschnitt, den ich schmerzlich gespürt habe. Ich habe unter diesen Schmerzen nicht einmal etwas gesehen, habe wie durch Milchglas geschaut. Zudem schrie mich die Hebamme permanent an, ich solle doch endlich mal die Klappe halten, da ich in Panik nur geschrien habe. Ich dachte wirklich ich muss jetzt sterben.
Es war mein persönlicher HORROR!
Und ich hatte mir fest vorgenommen bei meinem zweiten Kind (irgendwann) möchte ich keine Einleitung! Ich möchte natürlich Wehen bekommen und mit diesen wachsen und sie veratmen! Ich möchte richtig bewusst mitbekommen wie mein Kind geboren wird und ich möchte, dass mein Mann die Nabelschnur durchtrennt! Ich möchte eine Hebamme die mich anleitet und unterstützt! Ich möchte mein Kind spüren und nicht vor Schmerzen in Trance versinken!
Die ersten Jahre mit meinem großen Sohn zeigten mir, was wirklich wichtig ist im Leben.
Gesundheit!
Gesundheit ist soooo wichtig.
Die Ängste die man mit einem Kind durchsteht sind für "Nichteltern" unbegreiflich. Man kann es mit der Angst um sein Leben vergleichen, denn unser Leben sind unsere Kinder!
Mein großer Sohn durfte schon früh sehr viel. Er durfte allein Rutschen, wo andere Eltern ihre Kinder noch festhielten. Er fuhr Laufrad mit 1,5 Jahren und andere Eltern die das sahen schlugen die Hände über dem Kopf zusammen. Er durfte viel, weil wir es ihm gestatteten. Wir schenkten ihm Vertrauen und Sicherheit obwohl wir uns jedes Mal vor Angst fast ins Hemd machten!
Der erste, schlimme Sturz. Eine Platzwunde am Kopf. Im Winter die Zunge am Metallzaun festgeklebt. Mit dem Laufrad die Treppen runter. Der Kopf eingeklemmt zwischen einer Hauswand und einem Stromhaus. Ein Sturz vom Hochbett. Ein Verdacht auf Gehirnerschütterung nach einem Stoß....
Die Liste ist lang.
Nun kannte ich also das Gefühl. Die Angst! Die Angst sein Kind zu verlieren! Und den Wunsch und den Willen, alles dafür zu tun, dass dies nicht passiert.
Ich wusste nun einfach, dass auch im Jahr 2013 noch Kinder an Pseudo-Krupp-Anfällen sterben. Mein Großer Sohn hatte oft Pseudo-Krupp.
Ich wusste nun, dass blaue Flecken auch Leukämie bedeuten können. Er hat immer sehr viele blaue Flecken.
Ich wusste nun, dass Petechien bei Meningitis auftreten. Er bekam sie öfter mal nach dollem pressen oder schreien.
Ich wusste nun, dass es den plötzlichen Kindstod gibt. Manchmal überprüfte ich ob er noch atmete.
Das alles hat mich in der Schwangerschaft mit meinem ersten Sohn nicht interessiert, denn ich wusste nichts von alldem. Ich ging damals ausschließlich zur Feindiagnostik wegen der 3D Bilder und nicht, um zu sehen ob er gesund war. Ich ging einfach davon aus dass er gesund war!
Die Nackenfaltenmessung oder Toxoplasmosetest ließ ich nicht durchführen, weil ich mir darüber keine Gedanken machte!
Und jetzt mal ganz ehrlich. Da sollte ich beim zweiten Kind entspannter sein???
Ich hatte bei der Schwangerschaft mit Baby Bohne die ganze Zeit Angst! Von Entspannung keine Spur.
Und dann noch die Medien und die Werbung die mit der Angst der Eltern spielen, um ihre Produkte an den Mann zu bringen. Schweinerei.
In dieser Schwangerschaft ging ich zur Feindiagnostik und hatte Angst, denn ich wusste es kann Fehlbildungen oder Krankheiten ans Licht bringen.
Ich kaufte mir ein Beistellbett, weil ich nicht wie bei meinem Großen mit einem Stubenwagen hätte Leben können.
Ich hatte Angst vor jeder Vorsorgeuntersuchung, denn es hätte ja kein Herzschlag mehr da sein können.
Ich machte mich soooo verrückt. Das war auch ein Hauptgrund für meine Übelkeit. Ich hatte solche ANGST, dass ich einfach nichts bei mir behalten konnte. Meine Psyche spielte mir einen großen Streich. Das weiß ich heute.
Ich bin immer noch ängstlich.
Ich habe um Baby Bohne mehr Angst, als damals um seinen großen Bruder.
Aber ich glaube das liegt daran, dass ich damals einfach noch nicht so viel erlebt und gesehen habe wie in den letzten 6 Jahren. Ich bin heute einfach reifer und denke tiefgründiger als damals.
Dennoch muss ich mich oftmals selber ermahnen und mir sagen: Deinen Kindern geht es gut und das wird so bleiben! Du wirst alles dafür tun das es so bleibt!
Wie seht ihr das? Hattet ihr bei Kind 2 auch mehr Ängste oder seit ihr entspannter?
Schenk uns dein >Herz<
:-( Ich bin traurig und tief bewegt wenn ich lese, wie man mit dir unter der Geburt deines ersten Sohnes umgegangen ist. Ich bin erschüttert, dass es sowas überhaupt gibt. Das muss die absolute Hölle gewesen sein und mit so etwas leben und ein Kind großziehen zu müssen ist traurig und beschämend für die Geburtskultur unsers Landes. Es tut mir so unendlich leid für dich :-(
AntwortenLöschenIch lese solche Berichte leider immer mal wieder und schicke jedes Mal ein Stoßgebet ins Universum. Weil ich mir wünsche, dass das keiner Frau mehr passieren muss, weil ich selbst vllt eines Tages noch ein Kind möchte und keiner weiß, wie es dann um Hebammen stehen wird und weil ich dankbar bin, dass ich zu der Ausnahme gehören darf, die von zwei wundervollen Geburtserlebnissen berichten darf. Ich wünsche dir, dass du das alles eines Tages verarbeitest. Ist Baby Bohne schon geboren? Hast du hier schönere Erfahrungen gemacht?
Zur zweiten Schwangerschaft kann ich tatsächlich auch nur berichten, dass ich entspannter war. Trotz erneuter schwangerschaftskrankheit. Mein großer Sohn hat mir einfach keine Zeit gegeben, nachzudenken... Wenn du magst, ich habe meine Gedanken damals hier niedergeschrieben: http://www.oeko-hippie-rabenmuetter.de/die-zweite-schwangerschaft-and-how-to-survive-it/
Alles Gute für dich und deine Familie!
Vielen Dank für deinen lieben Kommentar.
LöschenJa Baby Bohne ist vor 4 Monaten geboren worden und hat sich nach 3 Wochen zum Schreibaby entwickelt.
Aus diesem Grund schreibe ich auch diesen Blog :)
Die zweite Geburt war besser, aber ebenfalls gestört durch diverse Ereignisse, die ich so nicht wollte!
Dazu werde ich aber irgendwann einen Bericht schreiben, wenn alles verarbeitet ist :)
Liebe Grüße und alles Gute auch für Dich
Hallo Mama Bohne, erstmal großes Lob, Dein Blog gefällt mir sehr gut und die Offenheit finde ich toll. Zu Deiner Frage 2. Schwangerschaft: ich war in beiden Schwangerschaften nicht entspannt, bei der ersten hatte ich mir zwar etwas mehr Sorgen gemacht, da ich so lange schon ein Kind gewünscht hatte. Unser erstes Kind hat ebenfalls viel geschrien und ich weiß heute im Nachhinein nicht mehr, wie ich diese schwierige Zeit überstanden habe, mittlerweile ist das nach 5 Jahren fast schon vergessen... 2014 haben wir es nochmal gewagt und unser 2. Kind bekommen. Ich habe mir auch in der 2. Schwangerschaft Gedanken gemacht, etwas weniger als bei der ersten, aber ich war trotzdem oft angespannt. Das 2. Kind wurde kein Schreibaby, kam aber 2 Monate zu früh auf die Welt und das war für mich persönlich ein sehr schlimmes Erlebnis. Heute geht es uns allen soweit gut,durch das Thema Frühchen habe ich mit bloggen angefangen(glueckschaos.blogspot.de). Alles Liebe für Euch und schreiben hilft wirklich zum verarbeiten! Liebe Grüße, Isabella
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