Montag, 14. Dezember 2015

Mutter mit 18! Wie meistert man die Herausforderung?

Wir leben in der ehemaligen DDR und gerade hier war es üblich mit 18 Jahren ein Kind zu bekommen. Da hat kein Hahn danach gekräht! Das war einfach so.

Schule, Lehre, Hochzeit, Kinder, Haus usw...
Meine Mutter sagt immer: "Damals war das alles kein Problem. Nach der Schule war dir eine Ausbildung sicher und einen Job hatte auch jeder..."
Heute sieht das irgendwie anders aus. 
Sieht man heute eine 18 jährige mit Kinderwagen durch die City schlendern, dann ist der erste Gedanke: HARTZ4 oder Assi. Die Vorurteilliste ist lang. 
Und betrachtet man es realistisch, dann ist das Muttersein mit 18 heute absolut kein Zuckerschlecken.
Darüber sind sich auch die Mütter selbst im Klaren. Aber Asozial oder HARTZ4 Empfänger muss man deswegen noch lange nicht sein.

Ich bin selbst mit 18 schwanger geworden. Ich weiß genau wie es ist, schief angeschaut zu werden.
Und dennoch kann ich die Menschen verstehen die da so schief gucken. 
Es ist schon schwer ohne Kind eine Ausbildung durchzustehen, denn Höhen und Tiefen durchlebt jeder mal. Es ist auch nicht einfach nur von einer Ausbildungsvergütung seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Mit Kind aber ist das Ganze doppelt so schwer. Es ist auch zeitlich eine harte Probe, denn der Fokus liegt Tag und Nacht auf dem Kind. Wenn es krank wird, muss man zu Hause bleiben. 
Ist man überhaupt in der Lage sich auf eine Ausbildung zu konzentrieren?
So ein Kind kostet auch Geld. Ich habe mir damals selbst eingeredet, dass so ein Baby am Anfang eh nur Liebe, Windeln und Muttermilch braucht. HAHA! Das ändert sich schneller als man denkt. Eh man sich versieht ist der erste Geburtstag da und Geschenke soll es geben. Familie und Freunde kommen zu Besuch, sie sollen versorgt werden. Vorausgesetzt man lebt bereits in den eigenen 4 Wänden, so wie ich damals.
Das sind alles Dinge über die ich mit 18 nicht nachgedacht habe. Ich machte damals mit meinem Freund den Schwangerschaftstest und als der positiv war, haben wir uns einfach gefreut. Wir haben nicht gleich ans Geld oder den Platzmangel gedacht. Nein. Wir haben uns wirklich aus vollem Herzen gefreut. Wir wussten ja nicht was auf uns zukommt. Das war bei Kind Nummer 2 schon ganz anders. Da haben wir beide erstmal geschluckt als sich der zweite Streifen zeigte. Sofort haben wir durchgerechnet und überlegt.


Ich hatte mit 18 noch keine Ausbildung. 3 Jahre zuvor hatte ich meinen Realschulabschluss gemacht und gleich im Anschluss begann ich ein Berufsvorbereitendes Jahr im sozialen Bereich. 
Danach folgte meine Ausbildung zur Ergotherapeutin die ich abbrach und dann wurde ich schwanger.
Mein Freund war zu dem Zeitpunkt gerade in seiner Ausbildung. Er hatte noch 2,5 Jahre vor sich mit einem "zuckersüßen" Ausbildungsgehalt von 210€. Klasse oder?
Wir lebten zu dem Zeitpunkt bereits zusammen in einer kleinen 2 Zimmerwohnung die mir das Jobcenter finanzierte. Das war kein schönes Gefühl. Es ist nie ein schönes Gefühl gewesen, vom Staat abhängig zu sein. Nie! Aber wir brauchten damals das Geld, denn finanzielle Unterstützung von der Familie gab es nicht. Manchmal bekam ich 30 Euro von meiner Mutter, damit wir etwas einkaufen konnten. Manchmal bekam mein Freund auch etwas von seiner Mutter, aber nie regelmäßig. Irgendwann war uns das auch einfach nur noch peinlich. 

Woher also Geld nehmen, wenn ein Baby kommt?
Wenn die Familie nicht unterstützt, so wie es eben bei uns war, dann ist es noch schwieriger.
Woher nimmst du die Erstausstattung und Windeln und so weiter? 
Das Jobcenter zahlte mir damals 400 Euro dafür. Einen Kinderwagen nahm ich gebraucht, Kleidung auch. Von einer Stiftung bekam ich nochmal 400 Euro für Autositz und Kleidung für mich.
Das klingt erstmal ganz schön viel, ist es aber nicht. Das was man alles braucht ist schwer damit zu bezahlen. Und immer wieder dieses Schamgefühl. Ja, ich habe mich dafür geschämt!
Ich wollte meinem Sohn schon etwas bieten. Also verkaufte ich meinen Nintendo mit 40 Spielen dazu für damals ungefähr 250 Euro. Mein Kind war mir einfach wichtiger als so ein Spielding!

Ausbildung mit Baby?
Das geht!
Mein Freund beendete seine Ausbildung erfolgreich und begann zu arbeiten. Endlich füllte sich die Kasse. Also zogen wir um. Raus aus dem Block, rein in eine schöne Altbauwohnung in Zentrumsnähe. Ein Traum :)
Führerschein und Auto folgten für meinen Freund. Er kam voran. Ich unterstützte ihn wo ich nur konnte. Das hieß vorallem das Kind zu hüten wenn es krank war und das hieß auch, dass ich einfach erstmal auf der Strecke blieb. 
Denn auch hier hatten wir keine Unterstützung von Familie und Freunden. Keiner hatte Zeit. Keiner konnte den Kleinen mal vom Kindergarten holen oder hinbringen, ganz zu schweigen davon, dass mal jemand das Kind hätte betreuen können. Nichts dergleichen. Hier und da schenkte mal jemand Geld oder Klamotten, aber mehr war eben einfach nicht drin bei uns! Dennoch wollte aber auch ich endlich mal vorwärts kommen. Ich wollte auch eine Ausbildung abschließen. 
Also begann ich eine Ausbildung in der Krankenpflege. Ein Beruf mit vielen Schichten. Früh, Mittel, Spät und Nacht (von Nachtschicht blieb ich verschont). Das bedeute wieder, dass wir uns unterstützen mussten.
Ich hatte noch immer keinen Führerschein und fuhr immer mit dem Bus. Das bedeutete eben, dass ich morgens halb 4 aufstand, damit ich Punkt 6 Uhr zur Dienstübergabe erscheinen konnte. Und das auch, wenn ich erst um 1 ins Bett kam, weil der damals noch Kleine mich brauchte.
Kam ich nach Hause, konnte ich mich nicht ausruhen so wie viele meiner Azubi Kollegen. Nein. Auf mich wartete ein Kind! Und selbst wenn ich lernen musste, tat ich das mit meinem Sohn zusammen. Es fragte keiner danach ob mich das belastet oder nicht. Auch meine "Kollegen" wussten nichts von diesem Stress. Zwei meiner Mitschülerinnen und MitAzubinen waren auch schon Mütter. Sie waren schon älter als ich und hatten bereits Führerschein, Auto und eine sogar ein Haus. Allerdings alles "Sponsored by Daddy". Die fehlten nie im Unterricht oder bei der Arbeit, denn sie hatten Unterstützung!
Wenn der Kleine krank war blieb weiterhin ich zu Hause. Mein Freund war einfach der Hauptverdiener und Kranksein war für ihn nicht drin. Das führte allerdings dazu, dass sich meine Fehlzeiten häuften. Also musste ich meine Ausbildung um 3 Monate verlängern!
Aber ich habe es durchgezogen! Ohne Hilfe von Familie und Freunden! Und als ich dann am Tag meiner Abschlussprüfung meinen Blumenstrauß in die Hand gedrückt bekam, habe ich Rotz und Wasser geheult. Der Stein der mir vom Herzen viel war soooo groß und schwer....

Eine Arbeit bekam ich in diesem Krankenhaus dennoch nicht. Es war einfach zu sehr aufgefallen, wie schwer ich es hatte, Kind und Schichten unter einen Hut zu bringen.
Dennoch fand ich kurze zeit später einen Job im Verkauf und arbeitete ein halbes Jahr dort. Es gefiel mir nicht wirklich, denn auch hier hatte ich Spätschicht, die ich eigentlich nicht machen konnte. Mein Freund arbeitet täglich von 9-18.30 Uhr. Es war also wieder sehr schwer für mich. Ich ließ meinen Sohn immer bis zur Schließzeit 18:00 Uhr im Kindergarten.




Nach all dem Stress noch ein Kind?
Ja. Auf jeden Fall. Ich wollte immer noch ein zweites Kind!
Warum mein Baby Böhnchen so ein Wunderkind für mich ist, werde ich bald erzählen. Allerdings brauche ich dafür Zeit und Kraft. Es war ein schwerer Weg für mich...
Ich bin so froh das wir uns für ihn entschieden haben. 
Und auch das werden wir meistern. 

Nun möchte ich mal zum Abschluss kommen. Der Text ist ja schon soooo lang :)

Es ist möglich mit 18 ein Kind zu bekommen. 
Es ist auch möglich mit 18 ein Kind zu erziehen.
Es ist möglich eine Ausbildung mit Baby abzuschließen.
Es ist möglich all das als kleine Familie zu schaffen, aber es ist immer besser wenn man unterstützt wird. Die jungen Eltern, die von ihrer Familie unterstützt werden, haben es so unglaublich gut und sollten das schätzen!

Ganz wichtig ist Disziplin und der Fokus, der immer auf das Kind gerichtet sein sollte. Eine Portion Humor schadet allerdings auch nicht, denn wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her :D

Spaß beiseite! Heute kann ich sagen, es ist von Vorteil eine Ausbildung und einen Job zu haben bevor man ein Kind bekommt. Denn das Ganze ist so einfach leichter. Dennoch sind meine Kinder mein größtes und bestes Geschenk und sie geben mir jeden Tag so viel zurück. All der Stress den es gab und auch der Stress der noch kommt, ist es Wert! 
Und auch eine beruflich erfolgreiche Mutter kann an einem Kind scheitern. Egal wie alt sie ist!

In diesem Sinne, Danke fürs Lesen.
Ich freue mich über Feedback. Positiv und Negativ 

Ps: Ich habe noch immer keinen Führerschein und laufe täglich mit meinen Kindern. Weitere Strecken fahre ich mit dem Bus ;)

2 Kommentare:

  1. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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  2. Sorry, ich wollte deinen Kommentar nicht löschen. Konnte ihn nichtmal lesen :(

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