Mittwoch, 9. Dezember 2015

Das perfekte Kind?

Perfekt für MICH!!!


Ich denke oft darüber nach was wohl mal aus meinen Kindern werden wird.
Mag sein, dass das vielleicht ein Fehler ist.
Aber ich tue es trotzdem. 
Oftmals gar nicht bewusst sondern eher so nebenbei, wenn ich meine Söhne beobachte.
Vorallem mein Großer bringt mich derzeit zum nachdenken...

6 Jahre ist er nun schon alt und durchlebt gerade eine Entwicklung, die ihn selber sehr mitnimmt. Ich würde fast behaupten das ist eine frühe Art der Pupertät. 
Mir ist so als hätte ich das sogar mal irgendwo gelesen, dass um das siebte Lebensjahr herum jedes Kind einen Entwicklungsschub hat, bei dem sie sich der eigenen Persönlichkeit so richtig bewusst werden. Sie stellen quasi fest, wer sie sind. Und sie beginnen zu zweifeln. Glauben nicht mehr alles und werden kritischer. 
Ich merke das bei meinem Sohn ganz extrem. 
Er verliert langsam aber sicher diesen "Alles ist soooo schön" Blick auf die Welt.
Immer öfter fallen die Worte Tod und Geburt. 
Er beginnt zu verstehen, dass alles vergänglich ist. Und das macht ihm natürlich auch mal Angst. Das geht aber auch uns Erwachsenen so. Wir wissen, dass der Tod zum Leben dazu gehört und dennoch sind wir immer wieder schockiert, wenn er dann plötzlich kommt und einen lieben Menschen von uns nimmt.
So ist das immer.

Wenn ich meinen Sohn in den Kindergarten bringe, freue ich mich jedes Mal darüber, wie ausgelassen er spielt und sich bewegt. 
Nun ist er aber mittlerweile 6 und nächstes Jahr soll er eingeschult werden.
Somit wird es natürlich nicht gern gesehen, dass er tut was ihm in den Sinn kommt. 
Alles was er tut, tut er mit einer ordentlichen Portion Lautstärke. :)
Er schreit nicht wie wild herum, aber seine Aussprache war schon immer etwas lauter. Die Erzieherinnen sind davon genervt und ermahnen ihn deswegen!
Auch ich bin manchmal davon genervt, aber ich sehe es eben auch aus der Sicht der Mutter. 
Ich bin stolz. 
Stolz darauf, dass mein Sohn schon sehr zeitig gesprochen hat. Das können die Erzieherinnen und Fremde natürlich nicht wissen.
Wir haben ihn gefördert und dazu animiert zu sprechen. Laut zu sprechen, so dass ihn jeder versteht. 
Und jetzt sollen wir ihn ständig ermahnen und ihm das verbieten, nur damit er in das System passt?



Mein Sohn ist sehr sensibel.
Aber auch sehr temperamentvoll. 
Sein Gerechtigkeitssinn ist sehr ausgeprägt und dafür setzt er sich ein.
Ebenso ausgeprägt ist sein Bewegungsdrang. 

Sitz still und schau dir ein Buch an...
Sitz still und schau dir ein Buch an, wenn es dir in den Beinen kribbelt und du einfach nur laufen möchtest.
Lege dich hin und verhalte dich ruhig...
Verhalte dich 2 Stunden ruhig und still, auch wenn du nicht müde bist.

Das sind Dinge mit denen selbst Erwachsene Probleme haben.
Klar, auch ich kann zwei Stunden ruhig liegen und die Decke anstarren. Wenn ich aber vorher schon eine Stunde sitzen musste, verlangt es mir einfach alles ab! Und dann soll da ein so unglaublich agiles Kind ruhig liegen und den Schnabel halten??? 
Ich verstehe es so sehr, dass er das nicht kann. Ich verstehe ihn so.
Und es tut mir weh ihm zu erklären, dass er sich fügen muss, um einmal seinen Platz in der Gesellschaft zu finden.
Er soll ja mal zur Schule gehen, gute Noten bekommen, eine Ausbildung oder ein Studium machen, arbeiten und Geld verdienen, Freunde und einen Lieblingsmensch finden. Einfach erfolgreich und glücklich durchs Leben gehen.
Passt man sich an, ist einem der Erfolg ja fast schon garantiert.
Dennoch sind es aber die außergewöhnlichen Menschen, die uns immer wieder bewegen. 
Positiv und Negativ...

Wir haben unseren Kleinkindern schon im Sandkasten gesagt:

"Lass dem Emil die Förmchen, er hatte sie zuerst!"

oder

"Hau der Charlotte nicht die Schaufel auf den Kopf, das tut weh!"

oder

"Stell dich in der Reihe an, du musst warten, man drängelt sich nicht vor!"

Sind die Kinder in der Schule fangen wir an zu sagen:

"Wehr dich doch mal, lass dir nicht alles gefallen!"

oder

"Wer zuerst kommt, malt zuerst, also hol dir ..."


oder

"Los lauf, du musst schnell sein sonst überholt dich jemand!"

Und das zieht sich dann bis zum Schluss durch!
Wofür habe ich mich die ersten Jahre stark gemacht bei meinem Kind?
Ich wollte, dass es gerecht wird und Rücksicht nimmt, dass es liebevoll ist und körperliche und seelische Gewalt nicht anwendet.
Kaum in der Schule, müssen wir den Kindern das Gegenteil klarmachen, weil sie sonst untergehen...
Pass dich an. 
Kämpfe um Erfolg sonst bist du nichts!

Es ist traurig.
Ich finde unsere Gesellschaft so traurig.

Mein Sohn ist so ein wundervoller, lieber Mensch. 
Ein Sensibelchen. 
So feinfühlig und gerecht. 
Dafür habe ich gesorgt.
Und ich bin der festen Überzeugung, dass er damit mal einen Menschen den er liebt sehr glücklich machen wird.
Aber ich weiß auch, dass er Probleme in der Schule und im Beruf haben wird. 
Denn ich war als Kind genauso wie er und habe es immer schwer gehabt. 
Ich bin eine ausgebildete Pflegefachkraft.
Schon in meiner Ausbildung, gab es Situationen in denen ich angeeckt bin.
Während sich alle fügten, weil es verlangt wurde, konnte ich es eben nicht.
Ich wollte Menschen nicht schlecht behandeln, nur damit ich in der Akte endlich einen Haken setzen konnte und der bürokratische Wahnsinn erledigt ist.

Es ist so schade, dass ein Stück Papier mehr wert ist als ein Mensch.

Und nun versuche das mal einem Kind mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn zu erklären. 
Plausibel zu erklären. 
Damit ist doch fast alles wofür wir am Anfang gekämpft haben für die Katz, oder?

Meine Kinder sind perfekt!
Perfekt für mich.
So wie sie sind.
Und in Ihren Augen bin auch ich perfekt. Von oben bis unten. Das sagt mir mein Großer fast täglich:
"Mama du bist die Beste überhaupt! Und wenn ich mal ein Mädchen heirate, dann dich...Und auch wenn du mal sehr, sehr hässlich wirst, bist du für mich die Schönste."

Das geht runter wie Öl oder?

Wie seht ihr das Thema?

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Schenkt uns euer >Herz<

(Ich möchte niemanden angreifen! 
Das sind meine persönlichen Gedanken und Sorgen die ich mir manchmal mache!)

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