Mittwoch, 18. November 2015

Hand aufs Herz! Was tun wenn man nicht mehr kann?


Heute möchte ich mal ein Tabuthema ansprechen. Es ist traurig, enttäuschend und für viele peinlich darüber zu sprechen. Viele möchten nicht einmal darüber nachdenken. Dennoch denke ich man muss es mal auf den Tisch bringen und ehrlich zu sich selbst sein. 
Viele Mütter mit einem Schreibaby kennen es vielleicht. Irgendwann ist ein Punkt bei einem selbst erreicht an dem es weder vor noch zurück geht. Ich selbst dachte immer, ich würde niemals an so einen Punkt kommen. NIEMALS. 
Und dennoch ist es soweit gekommen und ich schäme mich so sehr dafür. 

Baby Bohne schrie mal wieder. Seit Stunden. Er konnte nicht einschlafen, er hatte gegessen, er war gewickelt. Es war so ein typischer Tag an dem ich mal wieder versuchte alles richtig zu machen. Ich trug mein Böhnchen von A nach B. Er schrie einfach nur fürchterlich. So laut und schrill, dass mir wie schon so oft vorher die Ohren weh taten. Ich konnte es nicht mehr hören. Meine Nerven lagen blank. Ich wollte mich so sehr zusammen reißen, für ihn. Ich wollte nicht weinen oder ihm das Gefühl geben nicht sicher zu sein. Und dennoch passierte es. Ich weinte fürchterlich. Mein Böhnchen auf dem Arm. So klein und zerbrechlich. Und dann ich! So groß und zerbrechlich. Ich bat ihn weinend endlich aufzuhören. Ich bettelte ihn förmlich an. Er schrie und schrie und schrie weiter. 
Tja.... was soll ich sagen.... Dann kamen sie. 
"Warum habe ich mich darauf eingelassen?"
"Wieso habe ich noch ein Baby gewollt?"
"Ich wünschte ich hätte mir nie ein zweites Kind gewünscht"
"Alle leiden unter dir"
"Warum tust du mir das an?"
"Warum hasst du mich so sehr?"
"Warum kannst du nicht endlich die Klappe halten?"

Wenn ich das lese wird es mir ganz schlecht, aber genauso habe ich gedacht in diesem Moment. Der Kanal war schlicht und einfach voll bis oben hin. 
Dann kamen noch die klugen Sprüche der anderen in mir hoch:
"Mein Kind hat auch geschrien!" oder "Fahr doch mal Kinderwagen mit ihm, das mögen alle Kinder!" oder "Der hat Bauchschmerzen, gib ihm doch mal Tee!" und daraufhin meine Gedanken: "Wenn ihr wüsstet" oder "Ihr habt doch keine Ahnung" oder "Was glauben die was ich schon alles getan habe?".....
Ein reiner Teufelskreis. Das merkte ich schnell und handelte dementsprechend!
Also legte ich Baby Bohne in sein Bettchen und schloss die Tür hinter mir. Er schrie natürlich weiter, ganz klar. Ich ging ins Wohnzimmer und weinte dort so vor mich hin. Ich versuchte meine Gedanken zu ordnen. Das Chaos im Kopf beseitigen. Ich saß nur ungefähr zwei Minuten so im Wohnzimmer als es plötzlich still wurde. Hatte ich mir die Stille doch so sehr gewünscht, erschrak sie mich plötzlich und ich rannte ins Schlafzimmer. Und da lag mein Böhnchen in seinem Bettchen und schluchzte vor sich hin. Seine großen Augen waren mit Tränen gefüllt und es brach mir fast das Herz. In diesem Moment konnte ich schon nicht mehr verstehen wie ich nur so bösartig habe denken können. 
Ich nahm mein Böhnchen auf den Arm und hielt ihn einfach nur ganz fest. Das war trotz der vielen Tränen ein sehr schöner Moment. Ich spürte wieder was ich hier für eine tolle Aufgabe habe. Für meinen Sohn da sein. Ihn unterstützen und einfach unendlich lieb haben. Wie konnte ich das nur vergessen? 
Diese bösen Gedanken gehen so schnell wie sie kamen. Im Normalfall. Meine Hebamme gab mir von Anfang an den Tipp aus der Situation rausgehen, wenn gar nichts mehr geht. Das ist unheimlich wichtig. Es schützt unser Kind und uns selbst! Man hört immer wieder von Menschen die ihr Baby zu Tode geschüttelt haben weil es einfach nicht aufhörte zu schreien. Diese Menschen haben wohl diesen simplen Tipp nicht beherzigt, oder wussten es nicht besser. Das ist so unfassbar traurig...Traurige Realität! 

Mein Tipp an alle Eltern mit Schreibaby:

Wenn nichts mehr geht, RAUS AUS DER SITUATION!!! Man sollte sein Baby an einen sicheren Ort legen und sich selbst wieder fangen, schreiben Hebammen und Psychologen in zahlreichen Foren und Büchern. Man kommt schneller runter als man denkt, wenn die Lautstärke minimiert wird. NIEMALS aus der Wohnung oder des Hauses begeben. Immer in der Nähe eures Schatzes bleiben! Oftmals reichen Sekunden um sich wieder zu besinnen. Man sollte sein Kind niemals ALLEIN schreien lassen! Diese Ansicht vertrete ich absolut. Doch wie schon gesagt reichen manchmal Sekunden und man kann wieder "gestärkt" zu seinem Baby zurück.
Nehmen eure negativen Gedanken überhand und ihr merkt, dass ihr auch in ruhigen Situationen kaum noch Freude empfinden könnt, dann empfehle ich euch professionelle Hilfe zu suchen und anzunehmen!!! 

Dieser Artikel in der SZ beschreibt es ziemlich gut

Und damit verabschiede ich mich :)

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